„Von allem, was der Mensch baut und aufbaut, gibt es nichts Besseres und Wertvolleres als Brücken.“

 

Ivo Andric

 

Menschen, die das Moreno Institut Stuttgart geprägt haben....

Prof. Dr. Helge Heika Straub 1924 - 2011

Gründerin des Moreno Instituts Stuttgart

Über 50 Jahre lang galt ihr ungebrochenes Interesse und ihre Neugier dem Psychodrama, seiner Etablierung und Weiterentwicklung. Im Frühjahr 1954, Heika Straub hatte nach Heirat und Geburt ihres ersten Sohnes ihr Psychologiestudium wieder aufgenommen, fand in einem Hörsaal der Universität Tübingen eine ihr Leben und ihren beruflichen Werdegang entscheidend prägende Begegnung statt. Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte erlebte sie J.L. und Zerka Moreno. Sie wurde Zeugin einer sie nachhaltig beeindruckenden Arbeit Morenos mit einer bis dahin stumm gebliebenen und in sich zurückgezogenen psychiatrischen Patientin. Morenos ungewöhnliche und zugleich so lebendige menschliche Art mit der Patientin zu arbeiten, überzeugte sie ganz unmittelbar, so dass sie beschloss, diese Methode zu erlernen.

Es gelang ihr, ein Stipendium an der Universität New York zu bekommen und so konnte sie von Herbst 1954 bis Frühjahr 1955 nach Amerika gehen und direkt am Ort des Geschehens am Moreno Institut Beacon, N.Y. eine praktische Ausbildung in Psychodrama, Soziodrama, Soziometrie und Rollenspiel erhalten.

Mit diesen Voraussetzungen brachte Heika Straub das Psychodrama nach Deutschland und praktizierte es in den Bereichen Schul- und Vorschulerziehung, klinische Psychologie, sowie in der psychotherapeutischen Abteilung einer Kinderklinik. In diesen Kontexten leistete sie immer wieder anschauliche Überzeugungsarbeit in der Wirksamkeit dieses, in Deutschland bis dahin wenig bekannten, Verfahrens.

Neben der praktischen psychotherapeutischen Arbeit, der sie sich zeitlebens verbunden fühlte, wurden Lehre und Ausbildung ein weiterer Schwerpunkt ihres beruflichen Werdegangs. Von 1970 bis 1977 war sie Lehrbeauftragte am Psychologischen Institut der Universität Tübingen mit den Schwerpunkten Gruppenpsychotherapie und Psychodrama und von 1978 bis 1986 lehrte sie an der Gesamthochschule Siegen. Dort wurde sie 1979 zur Professorin ernannt. 

1974 gründete Heika Straub das Moreno Institut Stuttgart als GmbH, um der Fort- und Weiterbildung im Verfahren Psychodrama sowohl praktisch als auch theoretisch eine institutionelle Basis zu geben. Sie wurde außerdem Mitbegründerin der Sektion Psychodrama im DAGG.  

Mit J.L. und Zerka Moreno verband sie eine lebenslange innere Verbindung und Freundschaft, die u.a. in der Namensgebung, des von ihr gegründeten Ausbildungsinstituts seinen Ausdruck fand.

Wie viele Psychodramatikerinnen und Psychodramatiker fühlte sich Heika Straub eher in der mündlichen Tradition zu Hause. So gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weniger in Form von Artikeln und Büchern, sondern in Form von Seminaren und Supervisionen weiter. Weiterbildungskandidaten und  -kandidatinnen ermutigte sie sehr, das Psychodrama auch für andere Anwendungsbereiche zu entwickeln. Das spiegelte sich im Laufe der Jahre auch zunehmend in differenzierten Angeboten des Moreno Instituts Stuttgart wieder.

Im fortgeschrittenen Lebensalter galt ihr besonderes Interesse der Einbeziehung der Körperebene in Zusammenarbeit mit Miriam Goldberg (Konzentrative Bewegungstherapie, Israel) und in der Kooperation mit Enrico Stola (Argentinien) der transzendenten Ebene, dem energetischen Psychodrama, dessen  Verbreitung und Weiterentwicklung ihr am Herzen lag. 

Buchtipp:
Ensel, Dorothea; Stiegler, Gabriele (2010): Ein Stück Himmel – Psychodramatikerinnen begegnen sich Wiesbaden VS Verlag

Sarah H. Kirchknopf 1939 - 2013

Mitbegründerin des Moreno Instituts Stuttgart

Sarah Kirchknopf wuchs im Schwäbischen auf und wurde nach dem Abschluss der Höheren Handelsschule für Mädchen Stenokontoristin in der chemischen Industrie und später Chefsekretärin bei einem Verlag.

1968 war sie Gründungsmitglied des Stuttgarter Kinderladens, in dem sie von 1969 bis 1972 regelmäßig mitarbeitete. In dieser Zeit lernte sie über das Studium Generale an der Universität Stuttgart Heika Straub kennen, die dort das Psychodrama vorstellte. Zunächst Mitglied in der Dienstagsgruppe absolvierte Sarah Kirchknopf von 1972 bis 1977 die Weiterbildung zur Psychodramaleiterin am Moreno Institut Stuttgart und von 1972 bis 1974 eine Ausbildung zur tiefenpsychologisch orientierten Elternseminarleiterin an der Stuttgarter Akademie für Tiefenpsychologie und analytische Psychotherapie e.V.

1975 gründete sie das Moreno Institut Stuttgart mit, war dort von 1974 bis 1999 Geschäftsführerin und Lehrbeauftragte für Fort- und Weiterbildung, sowie Mitarbeiterin in der psychologischen Ambulanz für Einzel-, Paar- und Gruppenpsychotherapie des Institutes.

Sarah Kirchknopf war regelmäßig Gastdozentin am Evangelischen Institut für Jugend- und Sozialarbeit Burckhardthaus e.V. Gelnhausen, beim Diakonischen Werk Württemberg, bei der Gesellschaft für analytische Gruppendynamik, München sowie an der Fachhochschule für Kunsttherapie, Nürtingen.

Buchtipp:
Ensel, Dorothea; Stiegler, Gabriele (2010): Ein Stück Himmel – Psychodramatikerinnen begegnen sich Wiesbaden VS Verlag

Dr. Klaus Jensen 1942 - 2015

Diplom Psychologe, Psychodramatherapeut, Supervisor und Lehrtherapeut am Moreno Institut Stuttgart

Klaus Jensen war unser langjähriger, hochgeschätzter Kollege und ein wunderbarer Psychodramatiker. Viele von uns haben von ihm das Psychodrama gelernt, manche hat er in schwierigen Lebenslagen therapeutisch begleitet. Klaus hatte die Begabung, immer wertschätzend und unterstützend, an der Lösung orientiert zu arbeiten. Man fühlte sich einfach gut aufgehoben bei ihm. Er schuf ein fehlerfreundliches und angstfreies Lern-klima mit viel Freude an der Sache. 

Klaus lag das freie, kreative Spiel und die darin möglich werdende Begegnung zwischen Menschen, das Experimentieren und Weggehen von beengenden Grenzen und Regeln besonders am Herzen. Mit dieser Arbeitsweise hat er uns alle immer wieder bereichert und begeistert. 

Gleichzeitig hat Klaus das Psychodrama im Einzelsetting mit verschiedenen Beiträgen in der Psychodrama Zeitschrift inhaltlich vorangetrieben.

Seine große Begeisterung galt darüber hinaus der internationalen Psychodramabewegung und internationalen Kongressen. Den britischen Soziodramatiker Ron Wiener brachte er 1997 auf die DFP Tagung nach Gelnhausen. So machte er es möglich, dass auch unser Blick sich für neue Ideen und Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern weiten konnte.

Das Besondere aber an Klaus war sein feines, freundliches, liebenswertes Wesen, das auch in der Zeit, als seine Krankheit begann und er sich hin und wieder für uns seltsam, in nicht gewohnter Weise verhielt, klar erkennbar blieb.

Buchtipp:
Jensen, Klaus (1996): Symbolische Einmischungen – Zu Formen psychodramatischer Einzelarbeit. In: Zeitschrift für Theorie und Praxis von Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel. InScenario Verlag Köln